© Kleine Zeitung, 04. Oktober 2019
Johann Weber geht nach Wien, Angelika Kuss-Bergner fehlten 180 Nennungen. Weidinger erhält Köstinger-Platz.
Das bange Warten, ob sich ein Parlamentssitz ausgeht, ist vorbei. Gestern waren in Kärnten alle Wahlkarten und damit auch Vorzugsstimmen ausgezählt. Mit spannenden Entwicklungen. Mit Blick auf die vier Regionalwahlkreise, in die Kärnten eingeteilt ist, gibt es einen klaren Vorzugsstimmen- Sieger. ÖVP-Abgeordneter Peter Weidinger (Villach) hat mit 5158 Stimmen das kärntenweit beste Ergebnis. Gefolgt von Gabriel Obernosterer (West) mit 4830 Vorzugsstimmen. Die hätten ein Direktmandat bedeutet, doch Obernosterer war ohnehin Wahlkreis-Spitzenkandidat und erhält damit sein Mandat.
In den ÖVP-Reihen gab es einen engagiert geführten Vorzugsstimmenwahlkampf. Wegen des parteiinternen Systems: Wer die meisten Vorzugsstimmen hat, wird unabhängig von seiner Listenplatzierung nach vorne gereiht. Damit wurde es in den Reihen der ÖVP, die als Wahlsieger vier Mandate zu besetzen hat, besonders spannend. Für den Wahlkreis Ost zieht nun doch Spitzenkandidat Johann Weber ins Parlament ein. Er kam auf 2762 Vorzugsstimmen in der Region. Angelika Kuss-Bergner bekam exakt 180 weniger, schaffte also keine Vorreihung und kein Mandat. Das Zwischenergebnis hatte Kuss-Bergner vorne gesehen. Doch das basierte auf einem falschen Zwischenergebnis der Bezirkswahlbehörde Wolfsberg, die die Resultate der Stadtgemeinde Wolfsberg nicht mit eingerechnet hatte. So erklärt es Gerhard Jesernig als Chef der Wahlabteilung in der Landesregierung.
Im Wahlkreis Klagenfurt machte sich JVP-Mann Julian Geier Hoffnung, via Vorzugsstimmen das Mandat statt Wahlkreis-Spitzenkandidatin Elisabeth Scheucher-Pichler (Seniorenbund) zu bekommen. Doch Scheucher-Pichler erhielt 2579 Kreuzerln, Geier 941. Via Landesliste wird Peter Weidinger als vierter ÖVP- Abgeordneter im Hohen Haus Platz nehmen. Denn Spitzenkandidatin Elisabeth Köstinger (5351 Vorzugsstimmen) wird wohl wieder Ministerin werden, womit Weidinger wegen der zweitmeisten Vorzugsstimmen auf der Landesliste (2025) Kuss-Bergner (1039) überholt und das Mandat von Köstinger bekommt.
In der SPÖ bleibt alles gleich: Philip Kucher, Petra Oberrauner und Klaus Köchl besetzen die drei Nationalratsmandate. Für die FPÖ ziehen wieder Erwin Angerer und Christian Ragger in den Nationalrat ein. Für die Grünen ist es Olga Voglauer.
Seit gestern ist das endgültige Kärntner Nationalratswahlergebnis fix. Es gab keine Abweichungen mehr. Die ÖVP ist mit 34,90 Prozent (plus 8,06) klar Nummer eins (plus 17.351 Stimmen). Die SPÖ bleibt mit 26,16 Prozent (minus 3,16) Zweiter (minus 18.345 Stimmen). Die FPÖ stürzte vom ersten auf den dritten Platz ab, hält bei 19,78 Prozent (minus 11,97 bzw. minus 46.541 Stimmen). Die Grünen legten auf 9,51 Prozent zu (plus 7,09), die Neos kamen auf 6,80 Prozent (plus 2,49). Die Wahlbeteiligung sank auf 72,44 Prozent (minus sechs Prozent- punkte).
Andrea Bergmann