© Kleine Zeitung Villach, 18. Juni 2019
Irene Hochstetter-Lackner will beides: Vize der Stadt sein und die AK-Bezirksstelle leiten. Dafür gibt es Kritik.
Seit 2002 ist die Nationalratsabgeordnete Irene Hochstetter-Lackner (SPÖ) Bezirksstellenleiterin bei der Arbeiterkammer Villach und Hermagor. Ab September will sie anstelle von Petra Oberrauner (SPÖ), die in den Nationalrat einziehen möchte, Vizebürgermeisterin in Villach werden. In der Funktion wird Hochstetter-Lackner mit Bildung, Energie und Technologie wichtige Referate für den Wirtschaftsstandort Villach betreuen. Die Leitung der AK-Villach will die 46-jährige Mutter zweier Kinder dennoch nicht aufgeben und im Ausmaß von 15 Stunden pro Woche (wie auch aktuell als Abgeordnete) weiter ausüben. „Zumindest möchte ich mir anschauen, ob es sich ausgeht“, konkretisierte sie im Interview mit der Kleinen Zeitung (Ausgabe Sonntag, 16. Juni).
Für das Vorhaben erntet Hochstetter-Lackner von Lesern und politischen Mitbewerbern heftige Kritik: „Sollten 15 Stunden genügen, waren Leitungen in Vollzeit davor unterbeschäftigt und überbezahlt“, schreibt etwa eine Leserin. Im Villacher Stadtsenat spricht man von einer „unmachbaren Auslastung“. Erwin Baumann, Stadtrat der FPÖ: „Man hat mit der politischen Tätigkeit alle Hände voll zu tun und sollte andere Funktionen in dieser Zeit jedenfalls ruhend stellen.“
Auch innerhalb der ÖVP sorgt die Entscheidung für Kopfschütteln:
Diese Aufgabe als Halbtagsjob anzugehen, finde ich vermessen. Wie soll Hochstetter-Lackner halbtags schaffen, was ihre Vorgängerin ganztags nicht schaffte?
Die beiden „Arbeitgeber“ von Hochstetter-Lackner machen sich keine Sorgen, dass einer der Jobs zu kurz kommen könnte. Bürgermeister Günther Albel (SPÖ): „Irene Hochstetter-Lackner hat als Nationalratsabgeordnete eine Variante gefunden, wie sie ihre politische Arbeit mit der AK-Tätigkeit verbinden kann. Das wird ihr auch als Vizebürgermeisterin gelingen. Die Jobs ergänzen sich optimal: Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind die größte Gruppe der Villacher Bevölkerung. Wichtig ist auch, zu betonen, dass Hochstetter-Lackner einen Teil ihres Vizebürgermeister-Gehalts spenden wird.“ Auch AK- Präsident Günther Goach steht hinter der Teilzeit-Leitung, die laut Hochstetter-Lackner beim Parlament in die Einkommenskategorie 2 fällt (1001 bis 3500 Euro monatlich). „Solange es funktioniert, spricht nichts dagegen, dass sich Arbeitnehmer politisch engagieren. Wenn das der Fall ist, ist es notwendig, adäquate Bedingungen zu schaffen.“ Erfolgt wäre das durch einen Stellvertreter und ein funktionierendes Team. Im Villacher Stadtsenat ist die Politikerin die Einzige, die weiterhin einen zweiten Beruf nachgeht.