© Kärntner Woche, 26. Juni 2019
Der Villacher Faschingsumzug sucht „Geldgeber“. Noch gibt es keine Lösung, aber bleiben soll er.
VILLACH (aw). Der große Umzug am Faschingssamstag gehöre zu Villach wie der Dobratsch, die Drau oder der Villacher Kirchtag. Die Hand der Stadt Villach bleibe ausgestreckt, man sei zu Verhandlungen „bereit“, reagiert Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) auf die nunmehr losgetretene Diskussion um die Finanzierungsfrage des Villacher Faschingsumzugs. Faschingskanzler Kuno Kunz stellte das Aus in den Raum, Kosten von 180.000 Euro wären für den Villacher Fasching „alleine nicht länger tragbar“. Bis 2020 gebe es noch einen aufrechten Vertrag, dann sehe man weiter, so Kunz.
Die Diskussion
Szenarien, die Diskussionen auf allen Ebenen nach sich ziehen. Die Idee einer Drittelfinanzierung schließt auch den Tourismus mit ein. Dieser zeigte sich mit Tourismusreferent Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) zuletzt „wohlwollend“. Wenngleich auch eine „Bedingung“ ertönt. Schuschnig: „Der Fall des Villacher Faschingsumzugs, der ab dem nächsten Jahr aufgrund der finanziell nicht bewältigbaren Vergnügungssteuerabgabe in Gefahr ist, zeigt erneut, dass die Vergnügungssteuer endlich abgeschafft gehört. Traditions- und Brauchtumsveranstaltungen dürfen nicht wegen einer Bagatellsteuer gefährdet sein.“ Parteikollege Stadtrat Christian Pober will nun einen Antrag (Erlass der Vergnügungssteuer) in der kommenden Gemeinderatssitzung einbringen – angesetzt am 4. Juli.
Weitere Besteuerung
Eine Rechnung, die so nicht aufgeht, meint Bürgermeister Albel. Dem Wegfall der Steuer stünde ein Einnahmen-Entfall von 600.000 Euro für die Stadt Villach entgegen. Realistisch wäre ein solches Szenario, so der Bürgermeister, lediglich dann, wenn es dafür auch eine Gegenfinanzierung gebe. Als denkbare Möglichkeit nennt er die Besteuerung des kleinen Glücksspiels. „Realistisch betrachtet, gehe ich nicht davon aus, dass es den Umzug in Zukunft nicht mehr geben könnte.“ so Kanzler Kuno Kunz.
Stadt wird Anteil tragen
Die Stadt Villach aber, ergänzt Albel, werde, egal wie die Lösung letztendlich aussieht, „ihren Anteil tragen“. Fest steht vorläufig, dass der Umzug auch 2020 mit rund 34.000 Euro gefördert werden wird, an dem aufrechten Vertrag „wird auch nichts geändert“.
Seit einigen Monaten gebe es zudem eine Arbeitsgruppe, heißt es seitens der Stadt Villach. „Diese Gruppe braucht aber Zahlen und Fakten seitens der Gilde, die der Kanzler bisher leider nicht geliefert hat“, so Albel.
Die Kosten heuer
In Summe kostete der Umzug heuer rund 180.000 Euro, so Kunz. Die größten Kostenstel- len betreffen Reinigung (ca. 50.000 Euro), Sicherheit und die Aufwandsentschädigung für die Vereine. Was, so Kunz gegenüber der WOCHE, der „Qualität des Umzugs“ zugute komme. In den vergangenen Jahren wären die Kosten ähnlich hoch, zuvor etwas niedriger gewesen, „es kamen einige behördliche Auflagen hinzu“. Von Villachs Stadtrat Erwin Baumann (FPÖ) kam der Vorschlag, seitens der Stadt Villach für Reinigung und Sicherheit aufzukommen beziehungsweise dies zu subventionieren.
ZUR SACHE
Insgesamt erhielt die Faschingsgilde 2019 Förderungen in Höhe von rund 64.000 Euro, (Refundierung der Vergnügungssteuer in Höhe von rund 30.000 Euro für die Faschingssitzungen, rund 34.000 Euro für den Faschingsumzug). Zwei Drittel der Einnahmen aus der Vergnügungssteuer betreffen nicht ehrenamtliche Vereine, sondern große Unternehmen wie das Cineplexx.
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