Villachs VP-Parteiobmann Christian Pober über die Neuaufstellung einer gefallenen Partei, Autos in der Innenstadt und FH-Vorlesungen am Rathausplatz.
©Kleine Zeitung 20. Juni 2021, Eva Maria Scharf
Knapp drei Monate ist die laufende Legislaturperiode alt. Um die Opposition ist es still geworden. Die SPÖ hat die Absolute Mehrheit, die ÖVP einen Stadtsenatssitz weniger und mit Peter Weidinger vorerst das Gesicht der Partei verloren. Wie schwer fällt es Ihnen, sich als „Übriggebliebener“ zu motivieren?
Christian Pober: Die Motivation ist immer da. Die Absolute Mehrheit macht manches nicht leichter. Leider ist es allen Parteien nicht gelungen, diese zu brechen, das muss aber immer noch das Ziel sein, um mehr Demokratie zu erreichen.
Die Partei, die dazu deutlich beitragen hätte können, ist die ÖVP als einst zweitstärkste Partei. Stattdessen brachten die Wahlen Minus sieben Prozentpunkte. Worauf führen Sie das mit Abstand betrachtet zurück?
Wahrscheinlich war es so, dass man die Themen, die die Menschen angesprochen haben, nicht richtig gewählt hat. Zusätzlich spielt eine Wahlbeteiligung von knapp 51 Prozent immer in die Hände der stärksten Partei.
Ist das nicht ein bisschen wenig an Selbstreflexion? Viele sehen in der ÖVP schon lange keine Wirtschaftspartei mehr. Andere sagen, es fehlt an Gesichtern für die erste Reihe. Dazu die Plagiatsaffäre um Peter Weidinger, die die Partei mitten im Wahlkampf gespalten hat. Wäre nicht mehr Selbstkritik angebracht?
Selbstverständlich ist es uns auch nicht gelungen, dass wir unsere Top-Kandidatinnen und -Kandidaten an den Villacher und die Villacherin bringen. Da war Schwäche da. Es war ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren: eigenes Versagen, Bundesthemen und von einer anderen Partei gesteuerte Plagiatsvorwürfe.
Sie sind nicht mehr Klubobmann und haben damit jene Position abgegeben, in der Sie am stärksten waren. Warum?
Ich bin kein Ämterkumulierer und jetzt sind die Neuaufstellung unserer Partei und eine taktisch-gezielte Ausrichtung am wichtigsten. Die Führung des Klubs liegt mit Christian Struger bei einem erfahren Gemeinderat.
Sind Sie zufrieden damit, wie stark er Kanten zeigt?
Es gab erst eine Gemeinderatssitzung. In der haben wir uns zur Dr.-Oetker-Wiese stark eingebracht und uns gut ergänzt.
Sie wollen den Parteivorstand vergrößern, die Fraktion neu aufstellen. Welche neuen Gesichter sehen Sie in der ÖVP?
Die nächsten Wahlen sind in sechs Jahren, wir müssen nicht jetzt gleich das ganze Pulver verschießen. Um aber Namen zu nennen: Otto Leipold, Beatrix Heidl, Martina Winkler.
Mit Distanz betrachtet: War es fair, wie man mit Katharina Spanring nach der Wahl umgegangen ist?
Dass Katharina Spanring als Stadträtin aufgehört hat, war ein einstimmiger Beschluss des Parteivorstandes. Es gibt mit ihr noch immer ein gutes Auskommen.
Wofür steht die ÖVP? Viele sehen keine Bauern- oder Unternehmerpartei mehr.
Wir werden immer unsere Stimme heben, wenn versucht wird, Betriebe schlecht zu machen. In der kommenden Gemeinderatssitzung werden wir außerdem eine Abänderung der Gewerbeordnung auf Bundesebene fordern, um die Öffnungszeiten von Bauernläden auszuweiten. Zudem fordern wir eine Erleichterung bei Besteuerungen.
Sie sind auch Marktreferent. Können Sie schildern, was der
aktuelle Stand beim Marktprojekt-Neu am Kaiser-Josef-Platz ist? Um das Vorhaben ist es ruhig geworden.
Wir reden hier von einem Großprojekt und starten erst mit der Entwicklung. Notwendige Beschlüsse wurden im Gemeinderat getroffen, jetzt wird es Zeit, dass man ins Tun kommt.
Welche Ideen haben Sie für die Innenstadt?
Ich glaube immer noch, dass man sich überlegen sollte, die Widmanngasse für Autos zu öffnen. Vor allem, wenn man eine Bestandserhebung macht, wie viele Autos dort fahren. Ich würde einen Testballon an Samstagen starten und den Kaiser-Josef-Platz an Markttagen als Parkfläche freigeben.
Passt das zum Wunsch eines grünen Villach?
Schein und Sein ist nicht immer das Gleiche. Solange wir nicht einen ordentlichen öffentlichen Verkehr haben, der nicht mit einer Taktung arbeitet, müssen wir mit der Situation umgehen, die wir haben. Diese ist, dass Parkflächen fehlen.
Sie sind seit dieser Periode auch Fachhochschulreferent. Was macht ein solcher?
Er bringt sich mit Stimmrecht im Aufsichtsrat ein. Dort kann man über Studienrichtungen diskutieren und Ideen einbringen, wie man die FH mit Villach mehr verbinden kann.
Welche Ideen haben Sie?
Wir müssen Studenten in die Stadt bringen und das Studentenleben sichtbar machen. Das könnte ich mir zum Beispiel durch Vorlesungen auf öffentlichen Plätzen wie dem Rathausplatz vorstellen.