© Kleine Zeitung, 01. Oktober 2019
Weder ÖVP noch SPÖ sicherten sich im Wahlkreis Villach ein Grundmandat. Einzug in den Nationalrat ist für beide Kandidaten realistisch.
Von Eva Maria Scharf
Im Sog von Sebastian Kurz gelang der ÖVP in Villach mit Spitzenkandidat Peter Weidinger ein bislang einzigartiger Erfolg. Die Partei überholte die SPÖ in der Draustadt und sicherte sich Platz eins. Der türkise Vorsprung ist mit 1,7 Prozentpunkten knapp und dennoch bezeichnend für den Fall der Sozialdemokraten, die bei dieser Nationalratswahl mit 21,7 Pozent bundesweit ihr schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der SPÖ einholten. Mit anderen Städten verglichen sind die 29,2 Prozent in Villach gut, gemessen an vergangenen Wahlergebnissen ein Tiefschlag. Bei der Nationalratswahl 2017 erreichte die SPÖ in Villach 32,42 Prozent, 2013 waren es noch 35,53 Prozent. „Es ist ein Tiefschlag, das brauchen wir nicht schönreden“, kommentiert Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) die Zahlen. SPÖ-Bezirksparteiobmann Reinhart Rohr zieht einen bildlichen Vergleich zwischen Bundes- und Kommunalebene: „Wenn die Großwetterlage so ist, dass sie an der See hohe Wellen erzeugt, kann man sich alleine zwar gegen die Welle stellen, sie wird einen dennoch überholen.“
Was die Mandatsverteilung für die Villacher Stadtpolitik bringt, ist noch offen. Ein Grundmandat konnte sich im Wahlkreis Villach keine Partei sichern. Dass SPÖ-Spitzenkandidatin Vizebürgermeisterin Petra Oberrauner und Nationalratsabgeordneter Peter Weidinger den Einzug in den Nationalrat schaffen, ist aber in beiden Fällen realistisch.
Die SPÖ Kärnten hält (ohne Wahlkarten) bei drei Mandaten. Oberrauner ist als Landeslisten-Zweite damit im Nationalrat. „Ich hoffe, dass es sich ausgeht, ein Ergebnis gibt es aber erst, wenn auch alle Briefwahlstimmen ausgezählt sind.“
Für Weidinger könnte es enger werden. 2017 erreichte die ÖVP in Kärnten drei Mandate, Weidinger schaffte den Einzug aufgrund seiner zahlreichen Vorzugsstimmen. Auch dieses Mal wird es davon abhängen. Das bisherige Wahlergebnis ergibt für die ÖVP in Kärnten drei Grundmandate und ein Mandat über die Landesliste. Diese führt Elisabeth Köstinger an. Wird sie ein Ministeramt bekleiden, rückt eine Person nach. Vorzugsstimmen entscheiden, ob das Angelika Kuss-Bergner (Platz drei auf der Liste) oder Peter Weidinger (Platz vier auf der Landesliste) sein werden.
In der Villacher ÖVP sind Funktionäre zuversichtlich, „dass es Peter Weidinger wieder schaffen wird“. Immer wieder hört man sogar von „noch mehr Vorzugsstimmen als 2017“. Damals waren es 1174. Weidinger selbst zeigt sich „vorsichtig optimistisch“: „Die Wahlen sind erst geschlagen, wenn die letzte Stimme ausgezählt ist. Vorher möchte ich mich auf keine Spekulationen einlassen“, sagt Weidinger. Am Donnerstag sollen die Ergebnisse feststehen.